Eine Gruppe von Amateurastronomen an einem Beobachtungsabend in Deutschnofen 1983

Die Gründung des Vereins

1984 erfolgte die offizielle Gründung. Der Verein sollte die Gruppe weiter festigen und den Zugang zu öffentlichen Fördermitteln ermöglichen. Erstes Ziel war die Förderung der Astronomie in Südtirol, als Fernziel schwebte den Amateurastronomen die Errichtung einer Volkssternwarte vor.

Astronomen der ersten Stunde: Erich Obrist, Pfarrer Donà und Karl-Heinz Macek vor dem Widum von Andrian

Erste Schritte

 Am 6. Februar 1975 trafen sich einige Amateur-Astronomen aus Bozen und Umgebung zum ersten Mal im Gasthaus Münzbanker in der Mendelstraße. Man lernte sich kennen und tauschte Erfahrungen über bisherige Beobachtungen und Arbeiten aus. Die Teilnehmer dieser ersten Runde waren: Anton Donà, Pfarrer aus Andrian, Klaus Mumelter, Hansjörg Spornberger, Walter Psenner, Mayr Nusser, Luis Haberer, Siegfried Steinegger, Erich Obrist und Karl-Heinz Macek. Als gemeinsames Ziel setzte man sich die Bildung einer Sterngruppe. Inhalte der monatlichen Treffen waren die Diskussion über astronomische Fragestellungen, gemeinsame Beobachtungen sowie die Organisation von mehrtägigen astronomischen Lagern (z.B. am Ritten, in Deutschnofen, auf der Seiser Alm usw.), wo ausgiebig beobachtet und diskutiert werden konnte.

Ausschnitt aus dem Beobachtungsprogramm des Sommeragers vom 5.-7 Juli 1975

Die Gründung des Vereins

1984 erfolgte die offizielle Gründung. Der Verein sollte die Gruppe weiter festigen und den Zugang zu öffentlichen Fördermitteln ermöglichen. Erstes Ziel war die Förderung der Astronomie in Südtirol; als Fernziel schwebte den Amateurastronomen die Errichtung einer Volkssternwarte vor. Der erste Vereinsprospekt, ein vierseitiger Karton im Format A5, wurde von der Volksbank gedruckt.

Es begann eine noch recht bescheidene Vereinstätigkeit.

Ein Vereinsabend im Stübele war wie eine Stammtischrunde mit zirka zehn Teilnehmern. Klaus Mumelter begrüßte jeden einzeln, dann wurden Zeitschriften und Bücher auf dem Tisch verteilt und es wurde geplant: Was alles beobachtet werden konnte, welche Instrumente zur Verfügung standen, mit wem man Kontakt aufzunehmen wünschte. Klaus verstand es hervorragend, alle  einzubinden, er fragte jeden der Reihe nach, welche seine Vorstellungen und Gedanken wären, was ein jeder so meine. Vieles kam zögerlich, denn man wollte das eigene Unwissen nicht zu schnell preisgeben. Die Atmosphäre war aber stets sehr locker und freundschaftlich und als man sah, dass die anderen auch nicht mehr oder sogar weniger wussten, kam auch die Courage.  

Die bestens ausgestattete Privat-Sternwarte von Klaus Mumelter

Die Privat-Sternwarte von Klaus Mumelter

Das Mekka der Beobachtung war viele Jahre lang die private Sternwarte von Klaus. Es handelte sich um ein kleines rechteckiges Holzhaus, schön gelegen zwischen seinem Hof und den Weingarten. Um dorthin zu gelangen, musste man zunächst unter einem mächtigen Nussbaum durch, kam an einem großen, von Blumen umrandeten Gemüsegarten vorbei und sah als erstes mächtige Stützbalken. Die Holztür des Hauses war verzogen und klemmte etwas. Das Dach war hingegen sehr solide gebaut und mit Ziegeln gedeckt. Es ruhte auf handgroßen Rollen, die ihrerseits auf Schienen liefen, welche bis zum Ende der externen Stützen reichten. Mit einem Seil wurde das Dach mit viel Kraft und Mühe auf die externe Stützvorrichtung hinaus gezogen. Damit war die Sternwarte offen. In ihrer Mitte befand sich eine unabhängige Betonsäule, welche dem Hauptinstrument eine hervorragende Stabilität gab. Weitere Instrumente waren hingegen lediglich auf dem erhöhten Holzboden befestigt, wodurch sie den Erschütterungen ausgesetzt waren, die beim Umhergehen erzeugt wurden.

 

Die Anfänge der Amateurastronomen

Am Anfang wurden mehr Kontakte zu Gruppen von Amateurastronomen in Italien geknüpft. In Mailand fand jedes Jahr Ende Mai/Anfang Juni die astronomische Messe Astron statt. Klaus hatte schon immer eine Leidenschaft, allerhand Zubehör zu kaufen und dann seine damit ausgestatteten Teleskope irgendwann wieder zu verkaufen. So kannte er eine Menge Leute und an vielen Ständen wurden wir zwangsläufig in Gespräche oder Verhandlungen verwickelt. Kaufte man selbst was, so war das Auswahlverfahren mit einer Menge Fachsimpelei verbunden. Es wurden Vergleiche angestellt, über die Preise von gestern und heute diskutiert und irgendwann kam es zum Abschluss des Geschäfts.

In den 8oer Jahren, als das Internet noch nicht verbreitet war, hatten Zeitschriften, Bucher, Sternkarten und astronomische Hilfsmittel eine besondere Bedeutung. Um den eigenen Wissensdurst zu befriedigen, war man fast ausschließlich auf das Angebot der heimischen Buchhandlungen angewiesen. Auf der Astron hingegen wurde einfach alles geboten, was international auf dem Markt war. Und ein Buch oder eine Zeitschrift konnte man sich ja immer leisten. Interessant waren auch die Astronomie- vereine, welche eigene Stände betrieben und ihre Arbeiten ausstellten. Sie machten dies ohne etwas zu verdienen und hatten obendrein meist noch Spesen. Glücklicherweise mussten sie für den Stand nichts bezahlen, denn sie bereicherten ja die Messe. Da wurde dann begutachtet, ob das Foto wohl nicht einen zu markanten Grünstich hatte, ob die Sterne am Rande verzogen waren oder nicht und wie die anderen mit der Hypersensibilisierung des Fotomaterials zu Rande kamen. An jedem Stand von Amateurastronomen wieder- holte sich dieselbe Prozedur. Es wurde gefragt, von woher wir kämen, was uns so antriebe usw. usf. Am späten Nachmittag fühlten sich schließlich alle fast wie eine Familie, die Atmosphäre war angenehm und heiter, man genoss im Trubel noch einen Kaffee mit Brötchen und machte sich dann schließlich gut gelaunt auf den Heimweg.

Eine Besonderheit hatte die Messe auch zu bieten. Da sich die Halle direkt unter der Abflugschneise des angrenzenden Flughafens Linate befand, verstand man während des Starts eines Düsenjets sein eigenes Wort nicht mehr. Auch Schreien half nichts. Man konnte sich nur hilflos anschmunzeln und warten, bis der Höllenlärm wieder vorüber war.

Im Laufe der Zeit wandelte sich das Bild der Messe. Anfang der Neunziger Jahre wurde zeitgleich mit der Astron die Messe für Radio und Elektronikteile aller Art abgehalten. Mit einem einzigen Ticket konnten. beide Ausstellungen besucht werden, was einigen von uns sehr gefiel. Später trennte man die beiden Ausstellungen wieder, die Astron allein konnte aber nicht mehr bestehen. Daher wird heute anstatt Anfang Juni nach Mailand im Dezember nach Forli gefahren, um die Astron zu besuchen.

 

Eine Gruppe von Amateurastronomen an einem Beobachtungsabend auf der Seiseralm

Marende beim Obkircher-Bauer in Deutschnofen (1983)

Beobachtungen

Beobachtet wurde von verschiedenen Standpunkten aus: Seceda, Ritten, Seiser Alm, Villanders, aber vor allem Deutschnofen waren beliebte Beobachtungstandorte. Ein dort ansässiger Milchbauer, Herr Obkircher, hatte eine Schwäche für die eigenartigen Herren aus der Stadt, welche in den Himmel guckten. Etliche Male durften wir als Gruppe von zehn bis fünfzehn Sternbegeisterten zum Obkircher, um Sternbeobachtungen zu machen. Sein Hof liegt in ausgezeichneter Lage am höchsten, dem Dorf Deutschnofen vorgelagerten Punkt. Der Bauer mähte eigens einen Teil der Wiese, so dass wir nicht im hohen Gras unsere Teleskope aufstellen mussten. Mehr noch, wir durften mit unseren fünf, sechs Autos sogar auf die Wiese fahren, um unsere Gerätschaften direkt aus dem Kofferraum abladen zu können. Nicht etwa, dass seine Wiese so unverwüstlich gewesen wäre, im Gegenteil, nach so einer Beobachtungsnacht waren die Spuren sehr deutlich zu erkennen. Einem anderen Bauern wären die Haare zu Berge gestanden, nicht aber unserem Obkircher. „Das vergeht schnell, beruhigte er unser schlechtes Gewissen ob seiner Wiese. Etwas anderes, was bei uns noch zusätzlich sehr gut ankam, war seine Speckmarende, welche wir nach dem Aufstellen der Teleskope erhielten. Es gab selbst eingelegte Pfifferlinge und selbst geräuchertes Fleisch, den Käse, den kaufte er den hohen Herren des Milchhofes in der Stadt ab, aber sonst stammte alles aus Eigenproduktion, auch das Brot. Wein brachten wir mit und dann ließen wir uns nicht zweimal bitten. Der Bauer wollte noch wissen, was es bei den Sternen so Neues gäbe, und der Gesprächsstoff wechselte in kurzer Folge. Vor lauter Lachen versäumten wir fast das Beobachten. Da hatte wohl der Wein seine Wirkung getan. Gut gestärkt stapften wir den kleinen Hügel hoch und allein der Rundblick war ein Genuss. Schlern, Rosengarten und Latemar in einem gespenstischen Grau, im Westen hingegen die scharfen Konturen des Roen und der Mendel im fahlen Licht der untergegangenen Sonne. Im Dorf ein Stück weiter unten gingen etliche Lichter an, aber störten kaum.

Regelmäßig nahmen die Mitglieder an den Seminaren über Astronomie in Crespano del Grappa in der Nähe von Bassano del Grappa teil, welche von der UAI „Unione Astrofili Italiani“ organisiert wurden. 1985 begann der Verein mit der Herausgabe des „Sternguckers, einer Zeitschrift, in der auf besondere astronomische Ereignisse hingewiesen wurde.

Bis heute hat der Verein seine Grundsätze aufrecht erhalten und wird auch weiterhin tatkräftig seine Tätigkeit fortführen.